Zur Wahl des US-Präsidenten

Zur Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten habe ich zwei Beiträge auf Facebook veröffentlicht, die ich nun hier zusammenfüge. Wird die Wahl die Welt verändern? Wahrscheinlich, aber tut das nicht jede Wahl irgendwie?

Ich bin wahrlich kein Fan von Donald Trump. Ich hätte mir auch tatsächlich kaum vorstellen können, dass er der nächste US-Präsident wird. Aber eines muss ich sagen, kurz bevor ich gestern eingeschlafen bin, habe ich in der TV-Berichterstattung Dinge gehört wie „es wird knapp, aber am Ende muss man den Wahlkampf verdauen und Clinton helfen, die Gesellschaft der USA wieder zu einen“ oder „Trump wird das Ergebnis nicht anerkennen, aber das muss er dann, auch wenn es knapp war am Ende“. Man ging von einem Sieg Clintons aus. Das war alles keine sachliche und objektive Sache.
Heute morgen ist alles anders. Nein, es ist nicht der schönste Morgen aller Zeiten. Aber alle Regierungschefs dieser Welt, die vorher sachlicher und abwartender reagiert haben, haben jetzt die Möglichkeit zu versuchen, das Verhältnis zu den USA zu wahren. Alle anderen haben einem Menschen mit so einem Riesenego, wie Trump, einen Vorschuss für seine eigene Show gegeben, diplomatisch ist das nicht.

Wir müssen eben auch akzeptieren, dass eine der ältesten Demokratien dieser Welt eben so abgestimmt hat, wie sie abgestimmt hat. Das Volk als Souverän hat entschieden und das aus Gründen, die man aufarbeiten muss und dann zwingend für uns in Europa und Deutschland die richtigen Schlüsse ziehen muss. Pauschales Abstempeln der großen Wählerschaft als „dumm“ oder „unreflektiert“ ist falsch.
Es bleibt der Gedanke, dass diese Wahl auch eine Protestwahl war und eine Protestwahl ist eben subjektiv und meist nicht rational. Das muss die Erkenntnis sein, die wir auch und gerade für die Bundestagswahlen nächstes Jahr ziehen müssen.
Trump ist in meinen Augen nicht der richtige Mann für das Weiße Haus, wir wissen nicht, was außenpolitisch auf uns zukommt und was daher die Konsequenzen auch für Deutschland und Europa sein werden. Aber nun ist er es wohl und damit muss man ab sofort umgehen, traurig vielleicht, aber eben auch wahr.

Es ist schon erstaunlich. Ich war eben beim Reifenwechseln. Alle redeten sie dort über die USA und Trump. Ich komme ins Büro, Thema überall USA und Trump. Diverse Whatsapp-Gruppen haben gerade das Thema USA und Trump. Facebook, Twitter alles voll von USA und Trump.
Viele wissen es nun besser oder genau, was kommt, einige mahnen zur Vorsicht, andere zur Ruhe, manchmal liest und hört man etwas von Geduld.
Kaum einer spricht über die Konsequenzen für Europa und Deutschland und damit meine ich nicht primär, dass Trump natürlich einen anderen Stil pflegen wird, als seine Vorgänger.

Die Konsequenz ist, dass wir genau schauen müssen, wie schafft man es, Nichtwähler an die Urne zu bringen. Die Konsequenz ist, dass wir uns mit allen Bevölkerungsschichten deutlich mehr auseinander setzen müssen. Wir müssen Leuten zuhören, sie nicht abstempeln, in eine Ecke stellen und für verloren erklären und schon gar nicht dürfen wir Menschen für dumm erklären. Das wäre oder ist der größte Fehler.
Es spricht auch niemand darüber, ob die Obama-Administration nicht auch ein Grund dieses Wahlausgangs ist. Viele Menschen so hörte man, fühlten sich von Obama am Ende eben nicht mehr abgeholt und der „Change“ oder der Aufbruch, geäußert im „Yes we can“ ebbte stark ab. Es war eine Wahl gegen politische Eliten, in meinen Augen. Auch das sollte uns zu denken geben.

Was mir imponiert, ist dass viele Menschen gerade politisch denken oder sprechen. Leider ist dies nach einer Kommunalwahl, wie bei uns im März deutlich weniger der Fall. Auch nach Landtagswahlen legt sich das öffentliche Echo recht schnell. Das ist schade und wird der Bedeutung oft nicht gerecht.
Man sieht jedoch, die USA ist nach wie vor ein Vorbild, man blickt auf sie und man übernimmt vieles. Wir haben der USA viel zu verdanken, lasst uns sie nun nicht abstempeln und schon gar nicht aufgeben. Diese Nation ist stark und hat vieles schon geschafft.