„Ein Wettstreit mit dem Frieden“ – (Un)Politische Olympische Spiele

Die 28 Olympischen Sommerspiele in Rio de Janeiro haben nun begonnen. Gefeiert wird mit solchen Spielen immer die neubeginnende Olympiade. In der Neuzeit zählen wir nun die 31. seit 1896. Den Spielen inne wohnt immer der Gedanke des Friedens.

Pierre Baron de Coubertin gilt als Begründer der Olympischen Spiele der Neuzeit. Er hat die Idee der Antike sich alle vier Jahre zu treffen, um im sportlichen Wettstreit miteinander zu kämpfen aufgenommen und auf die Moderne übertragen. In der Antike galt, dass während der olympischen Spiele Konflikte und Kriege ruhten, ein Frieden, der für alle Völker galt, die im antiken Griechenland an den Spielen teilnahmen.

Was für eine großartige Idee. Anstatt sich auf Schlachtfeldern gegenseitig zu töten, sollte man sich messen, im Werfen, im Laufen, im Springen und das mit – wie wir heute sagen – fairen Mitteln. Als der Franzose de Coubertin die Idee hatte, diesen Grundsatz auf die Moderne zu übertragen, konnte er nicht wissen, dass 18 Jahre später der erste Weltkrieg ausbrechen sollte. Hätte er es gewusst, hätte man seine Idee sogar noch viel höher bewerten müssen. Wahrscheinlich war er ein Idealist, eine Art „Träumer“. Ganz sicher aber war er ein Vordenker.

Heute sind die Olympischen Spiele nicht einfach nur ein Wettstreit junger Menschen, die die größten Sportler der Welt suchen. Die Spiele sind eine kommerzielle Angelegenheit, sie werden organisiert und durchgeführt von einer Institution, die Korruptionsvorwürfe nicht nur nicht entkräften kann, sondern viel mehr diesen auch kaum entgegen tritt. Das Internatione Olympische Comittee, kurz IOC, steht in diesen Tagen so sehr in der Kritik wie selten zuvor. In den Städten der Spiele genießt das IOC Steuerfreiheit, alle Einnahmen, die direkt mit dem Betrieb der Spiele zu tun haben, gehen an das IOC, Firmen, die das IOC und die Spiele nicht sponsern, müssen für die Zeit der Spiele rundum eine Bannmeile außen vor bleiben. Und zu guter Letzt ist das Thema Doping, vor allem das staatlich betriebene Doping in Russland, dem IOC gehörig auf die Füße gefallen. Russlands Sportler dürfen starten, ein Startverbot gibt es nicht, egal was objektive Untersuchungen sagen.

Olympia am Scheideweg? Die olympische Bewegung mit ihren Grundsätzen ist so aktuell, wie nie. Frieden! Das ist die Aussage. Erstmals startet unter der olympischen Flagge eine Mannschaft von Flüchtlingen. Menschen, die aufgrund von Krieg und Verfolgung ihre Länder verlassen mussten, erhielten eine Perspektive, dürfen sich im friedlichen Wettstreit mit den Völkern der Welt messen. Die Grundsätze also sind es, die die olympische Bewegung aufrecht erhalten. Nicht das IOC, nicht die Oberen der Sportverbände, die derzeit ein Bild abgeben, das zum Fremdschämen einlädt.

Nein, Olympia ist nicht mehr unpolitisch. Die Eröffnungsfeier von Rio zeigte dies eindrucksvoll. Neben viel Tanz, Musik und bunten Bildern, gab es auch den deutlichen Hinweis auf die Erderwärmung, auf den CO2-Verbrauch, auf steigende Wasserspiegel, den Hinweis darauf, dass ein „Weiter so“ dazu führen würde, dass einige Länder möglicherweise bald nicht mehr an den Spielen teilnehmen könnten, da es sie schlichtweg nicht mehr gäbe. Die Aussage der Flüchtlingsmannschaft ist auch eine deutliche Aussage, gegen Krieg und Vertreibung, für ein friedliches Miteinander.

Wieso also schafft es das IOC diese tollen und beachtenswerten Aussagen nicht wirklich sich zu eigen zu machen? Wieso konterkariert das IOC diese Aussagen mit ihren eigenen Taten? Nicht die politische Lage der Welt, so schlimm und aufgeregt sie sein mag, nicht die ökologischen Probleme unseres Planeten, so deutlich sie sein mögen und auch nicht die Olympiaverdrossenheit einiger Sportländer sind Probleme für die olympische Bewegung und Hindernisse für die Idee von Pierre Baron de Coubertin. Nein, das IOC ist es, das die eigenen Grundsätze verrät und ad absurdum führt.